MOTOCULT unterwegs – Rheingautour – Zu Gast im Hotel im Schulhaus

Der Hinweg

Schon in Köln musste ich feststellen, dass die Tourenplaner mehr drauf hatten, als ich.  Auf Schleichwegen führte man mich aus Köln heraus und zirkelte Gefährt und Fahrer wie von Geisterhand an Wiesen und Felder entlang, ohne auch nur ansatzweise mit den industriellen Hotspots von Wesseling und Co. in Berührung zu kommen – perfekt.

Schon ging es an Bonn vorbei, um ins Vorgebirge zu gelangen. Wunderbare, moderate Kurvenstrecken an Apfelplantagen vorbei bis nach Bad Neuenahr, welches plötzlich vor mir auftauchte. Unfassbar. Neuenahr wurde an seiner schmalsten Stelle gekreuzt und sofort tauchte ich mit meiner guten alten Africa Twin in ein Kurven-Eldorado ein, das bis Maria Laach anhalten sollte. Klasse!!

Und immer wieder schöne Aussichten bis in die Eifel hinein. Ich war schwer angetan, von so viel landschaftlichen Highlights in Kölns nächster Umgebung. Schon vor Erreichen des Laacher Sees könnte man aufgrund der zahlreichen Hinweise auf erst kürzlich zur Ruhe gekommenen Vulkanismus beunruhigt werden. Spätesten dann, wenn man den friedlich vor sich hin blubbernden See erspäht, weiß man, dass man sich auf „dünnem Eis“ bewegt und ein gewisser Grad an Sorge berechtigt ist.

Ich konnte den östlichen Ausläufer der Vulkaneifel unbeschadet passieren und erreichte wenig später Koblenz, wo der Routenplaner Locus Map oder ich – ganz wie man es sehen wollte, die navigatorischen Segel streichen musste. Lost in Koblenz. Au weia. Nachdem ich gefühlte 20-mal die Mosel überquert hatte, das deutsche Eck zigmal kurz  vor mir auftauchte und  sich ganz allmählich das lustige Liedchen Oh Mosella in meinem Hinterstübchen einbrannte, hatte ich die Faxen dicke, ignorierte die wilden Anweisungen meines Routenplaners und richtete mich einfach nach den Straßenschildern versus Boppard. Tatsächlich erreichte ich die B9 und düste, zusammen mit Fahrradfahrern, Zügen, Autos und viel Rhein Richtung Loreley. Die Strecke ist sehr befahren, lohnt sich aber, wenn man den vielleicht romantischsten Abschnitt des Rheinverlaufs mit seinen zahlreichen Burgen und netten kleinen Örtchen (Boppard, St. Goar, Oberwesel…) genießen möchte.

Genau zwischen Oberwesel und Bacharach wartete schon die Fähre, um mich, vorbei an Burg Pfalzgrafenstein (diese steht mitten im Rhein) nach Kaup auf die rechte Rheinseite zu bringen. Von hier aus waren es nur noch wenige Kilometer bis zu meinem Tourenziel: Lorch am Rhein mit seinem Hotel im Schulhaus, wo ich mich mit der Hoteldirektorin und ihrem Ehemann treffen wollte.

 

Das Hotel

Das Hotel im Schulhaus liegt etwas abseits vom Rhein das Wispertal hinauf und damit weit genug entfernt vom Lärm des Rheinufers. Beim ersten Anblick des Hotels wird man in seine Schulzeit zurück katapultiert: Die ehemalige Schule (noch bis 2006 genutzt) ist trotz des Umbaus zum Hotel deutlich zu erkennen, allerdings in einem neuen Glanz, der von der sorgfältigen Planung und Umsetzung des Umbauprojekts zeugt. Mit dem Motorrad fährt man auf den großzügigen Parkplatz, der sich wunderbar in die schön gestaltetet Hotelumgebung einpasst. Hier ist kein nerviges Rangieren nötig. Wer sein bestes Stück noch sicherer abstellen möchte, kann dies in einem abschließbaren Carport tun.

Mit Sack und Pack geht’s ins Hotel und unmittelbar spürt man dieses schöne Gefühl von Gastlichkeit, wie man es leider nicht in allen Hotels vorfindet. Ein unaufdringliches, authentisch freundliches Personal und ein Schulcharme im Bauhausstil sorgen dafür, dass man sich auf Anhieb wohl und angekommen fühlt.

Praktisch: gleich im Eingangsbereich ist der Trockenraum, in dem nasse Stiefel und Klamotten gut aufgehoben sind.

Über das alte Schultreppenhaus oder den praktischen Fahrstuhl gelangt man in die Zimmerflure. Die dezent gestylten Gänge mit schönen Holzbänken als Sitzgelegenheiten lassen schon erahnen, dass die Zimmer mindestens das halten, was die Fotos auf der Internetseite des Hotels versprechen.Betritt man allerdings die Standard- oder Komfortzimmer ist sofort klar: das ist eine Wucht.

Tolle Bäder, zurückhaltendes, schickes Design locken zum Verweilen und Ausruhen ein. Perfekt, um wieder Kraft für die nächste Motorradtour zu tanken!

Der moderne Frühstücksraum und die geräumige Außenterrasse laden zum sehr üppigen Frühstück frei nach dem Motto „Schmeckt nicht. Gibt’s nicht.“ und zum Entspannen nach der Tour ein – vielleicht auf ein Gläschen vorzüglichen Riesling – vom eigenen Weingut?

Übrigens, im Hotel gibt es für Euch zahlreiche Tourentipps!!

 

Die Hoteldirektorin und der Harley Fahrer

Empfangen wurde ich von der Hoteldirektorin Susanne Röntgen-Müsel und Ihrem Mann Marcel Müsel, einem passionierten Harley Fahrer. In unserem langen Gespräch wurde schnell klar, dass die beiden sehr charmanten Menschen voller Energie und Ideen für Ihr Metier brennen. Hier ist nichts gekünstelt – und das trotz großer Professionalität.

Für mich, als Portalbetreiber und Motorradfahrer, war es wunderbar, mit solchen Menschen zusammenzusitzen und Zukunftspläne für den Motorradtourismus rund um das Hotel zu schmieden. Schnell wurde klar, dass mehr geht, als nur eine gute Herberge für Biker zu sein. Der Rheingau, die Region rund um das Hotel im Schulhaus, hat viel zu bieten. So wächst hier ein hervorragender Wein in den steilen Hängen zum Rhein, die Kulinarik hat einen hohen Stellenwert und die traumhafte Landschaft lädt zum Erkunden per Motorrad und per Pedes ein. Ideal wäre es doch, die Themen miteinander zu verknüpfen! Tagsüber mit Motorrad über die sehr kurvigen Stecken vom Rheingau, Lahntal oder Westerwald – abends eine kleine Weinprobe, u.a. mit köstlichem Riesling vom eigenen Weingut. Oder dem Motorrad ein Päuschen gönnen und auf Schusters Rappen die Weinberge erkunden und die traumhaften Aussichten genießen?  Wie wäre es mit einem Kurven-Warm-up zu Saisonbeginn. Die Region bietet alles, um kurventechnisch so richtig in Schwung zu kommen.
Der Leser wird erkennen, dass sich aus diesem Zusammentreffen neue spannende Arrangements für Biker entwickeln werden. Das Hotel im Schulhaus und MOTOCULT werden auf jeden Fall alles dafür tun, dass Ihr im Rheingau auf Eure Kosten kommt!

 

Der Rückweg

Nach dem Besuch im Hotel im Schulhaus war ich vom guten Essen und noch besseren Gesprächen etwas antriebsgehemmt. 32°, satt, voller Gedanken rauf aufs Motorrad und ab ins Wispertal. Gleich hinter dem Hotel geht’s los. Das Kurveneldorado ins Wispertal hinauf. Von einer Sekunde zur Anderen waren alle Antriebshemmer vergessen. Kurve an Kurven, wenig Verkehr, großartige Landschaft. Leider musste ich schon bald vom Wispertal ins Sauertal abbiegen, wobei sich „leider“ als falsch erwies. Im neuen Tal ging es genauso weiter wie im alten Tal – unfassbar. Mir fiel wieder die Idee eines Kurven-Warm-ups zum Saisonstart ein… klasse.

Bald erreichte ich Nassau im Lahntal und war traurig, dass ich dieses wunderbare Tal nicht auch noch erkunden konnte. Jetzt ging es noch ein Stückchen durch die Landschaft des Westerwalds mit seinen weiten Sichten – wunderschön.

Eigentlich war geplant, durch den Westerwald und durchs Bergische Land zurück zu cruisen, aber es war spät geworden und so habe ich ab Montabaur über die A3 die Abkürzung genommen.

Eines ist allerdings klar. Hier muss ich noch mal her und alles ganz genau unter die Gummis nehmen.

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